Artikel aus der Immobilien Zeitung Ausgabe IZ 18/2024

Die Krise in den rheinischen Hotelbetten scheint überwunden

Auf den Büromärkten und im Handel ist die Stimmung eher schlecht. Ganz anders sieht es im Hotelgewerbe aus. Köln und Düsseldorf als wichtigste Standorte arbeiten sich an Rekordzahlen bei den Übernachtungen heran. Und auch die anderen NRW-Städte haben sich weitgehend erholt. Das hat die Hotelberatung Schollen exklusiv für die Immobilien Zeitung errechnet.

Nordrhein-Westfalen (NRW) hatte im vergangenen Jahr eine sehr gute Entwicklung als Tourismusstandort. Mit einer Übernachtungszahl von 53,6 Mio. konnte ein Plus von 16% gegenüber dem Vorjahr erzielt werden. Und auch der Wert aus dem Jahr 2019, also dem letzten Jahr vor der Corona-Pandemie, wurde um immerhin 0,6% übertroffen. Besonders groß, so heißt es bei der Hotelberatung Schollen, sei dabei der Zuwachs aus dem Ausland gewesen, der 2023 den Wert des Vorjahrs um ein Viertel übertraf. Im bundesweiten Vergleich liegt NRW auf Rang drei. Nur in Bayern (rund 100 Mio.) und Baden-Württemberg (57,5 Mio.) haben im vergangenen Jahr mehr Menschen in Hotelbetten übernachtet als in Nordrhein-Westfalen.
Köln und Düsseldorf sind mit zusammen rund 11,2 Mio. Übernachtungen in Hotels und Hotels garnis die beiden wichtigsten Hotelmärkte in NRW; das sind etwa ein Drittel aller NRW-Hotelmarktübernachtungen. Die beiden Städte waren von der Corona-Pandemie besonders hart getroffen. So lag in Düsseldorf 2021 das Minus bei den Übernachtungszahlen gegenüber 2019 bei satten 61%, in Köln waren es 59%. Beiden gelang bereits 2022 eine deutliche Erholung, die sich im vergangenen Jahr fortsetzte. Düsseldorf verzeichnete 26% mehr Übernachtungen als im2023, in Köln steht sogar ein Plus von 30% zu Buche. Nur Dortmund konnte mit 32% eine noch höhere Steigerung im Vergleich zum Vorjahr aufweisen.
Der Domstadt fehlten 2023 trotzdem noch 0,6%, um die Zahl aus der Vor-Corona-Zeit zu erreichen, während Düsseldorf diesen Wert bereits um 7% übertraf. Von den 15 wichtigsten Hotelmärkten in NRW lagen 2023 bereits wieder zehn mit ihren Übernachtungszahlen über dem Rekordjahr 2019. Das größte Übernachtungsplus gegenüber 2019 weisen Duisburg mit 13,4%, Münster mit 12,7% und Oberhausen mit 11,1% auf. Am weitesten entfernt vom Rekordjahr 2019 sind Bielefeld mit einem Übernachtungsminus von 20%, Gelsenkirchen mit -16% sowie Bonn, wo das Delta zu 2019 noch rund 8% betrug.
Deutlich zugelegt hat nicht nur die Zahl der Übernachtungen, auch das Angebot an Hotelbetten hat sich in immerhin 13 der 15 großen NRW-Städte erhöht. Im Vergleich zu 2019 war die Steigerungsrate in Düsseldorf und Dortmund mit jeweils rund 30% und Münster mit 29% am höchsten, hat die Hotelberatung errechnet. Konkret waren das rund 8.000 neue Hotelbetten für Düsseldorf, ca. 2.000 in Dortmund und etwa 1.400 in Münster. Auch Wuppertal (26%), Oberhausen (22%) und Essen (21%) haben hier kräftig zugelegt. Dagegen nimmt sich Köln mit einem Plus von 12% oder knapp 4.000 Betten moderat aus. Nur in Gelsenkirchen und Bielefeld hat sich die Bettenkapazität 2023 im Vergleich zu 2019 verringert, und zwar um 13% beziehungsweise 11%.

Neue Vertragsformen

In Bochum gab es 2023 viele Neueröffnungen

Die Pandemie hatte auch die Neuentwicklungen im Hotelsegment zum Stillstand gebracht. So gab es im vergangenen Jahr in zehn der 15 NRW-Städte keine nennenswerten Eröffnungen. Eine Ausnahme bildet allerdings Bochum: 2023 eröffneten dort das Moxy am Ruhrstadion (früher Renaissance Hotel) mit 177 Zimmern, ein Holiday Inn Express im Husemann Karree mit 170 Zimmern und ein Komplex aus B&B-Hotel und Nena-Hotel mit zusammen 215 Zimmern. Dazu kommen 2024 noch das Prizeotel Bermuda3Eck mit 175 Zimmern, 2025 Stayery mit 90 Apartments, Limehome mit 100 Apartments sowie perspektivisch das Premier Inn im neuen City Tower mit 190 Zimmern.
Die Kombination aus einer größeren Nachfrage und einem größeren Angebot sorgte dafür, dass die Auslastungszahlen der Hotelzimmer im vergangenen Jahr nicht überall das Vor-Corona-Niveau erreichten. Im Jahr 2019 lagen die Spitzenwerte in Köln bei 52% und in auch vier weiteren nordrhein-westfälischen Städten (Münster, Aachen, Bonn und Dortmund) bei 50% und etwas mehr. Inzwischen ist in den meisten NRW-Städten eine Bettenauslastung zwischen 40% und 44% die neue Normalität.

Die Zimmerpreise in Köln und Düsseldorf haben im vergangenen Jahr deutlich zugelegt. Während in den meisten der Top-Städte in Deutschland die durchschnittlichen Netto-Zimmerpreise bereits 2022 höher waren als 2019 und 2023 weiter zulegten, erreichte Düsseldorf 2022 „nur“ das Niveau von 2019 – Köln schaffte nicht einmal das. 2023 aber wurde Düsseldorf um rund 9% teurer, und die Preise in Köln sind richtig durchgestartet. Mit einem Plus von fast 20% im Vergleich zum Jahr 2022 wies Köln, zusammen mit München und Hamburg, die höchsten Netto-Zimmerpreise aus.

Autor: Thorsten Karl