Hotellerie Deutschland 2014-24: RevPAR-Erholung im Spannungsfeld steigender Kosten
Die deutsche Hotellerie blickt auf ein bewegtes Jahrzehnt zurück. Während die Jahre bis 2019 von moderatem Wachstum geprägt waren, stürzte die Branche 2020 infolge der Pandemie in eine historische Krise. Seit 2022 schreitet die Erholung vor allem durch steigende Zimmerpreise voran – allerdings begleitet von massiv gestiegenen Kosten für die Hotelbetriebe.
RevPar: Vom Einbruch zur Erholung
Der Umsatz pro verfügbarem Zimmer (RevPar), das Produkt aus durchschnittlichem Zimmerpreis und -belegung, wuchs zwischen 2014 und 2019 um 16 %. Mit Beginn der Pandemie 2020 brach er jedoch auf nur noch 42 % des Ausgangsniveaus ein. Seit 2022 zeigt der Trend wieder nach oben – 2024 liegt der RevPar mit 75 € rund 23 % über dem Wert von 2014. Treiber des RevPar-Wachstums sind die im Zehnjahresvergleich von 87 € auf 111 € gestiegenen durchschnittlichen Netto-Zimmerpreise (ARR). Dies entspricht einer Steigerung von fast 28 %. Die Zimmerauslastung (OCC) hingegen liegt mit 67,7 % noch unter den Werten der Jahre 2014 bis 2019, in denen regelmäßig mehr als 70 % erreicht wurden.
Die jüngst veröffentlichten Zahlen der AHGZ zu den Top-50-Hotelgesellschaften in Deutschland zeigen ein ähnliches Bild: Der RevPar liegt hier im Mittel rund 31 % über dem Wert von 2019, getrieben von einem um 36 % gestiegenen Netto-Zimmerpreis, während die Auslastung noch etwa 3 % unter dem Vorpandemie-Niveau liegt.
Arbeitskosten steigen deutlich schneller als Preise
Besonders auffällig ist die Entwicklung der Arbeitskosten, die Bruttolöhne und Lohnnebenkosten abbilden – in einer Dienstleistungsbranche wie der Hotellerie eine zentrale Größe. Seit 2014 sind sie um 38 % gestiegen, seit 2022 hat sich dieser Anstieg noch einmal deutlich beschleunigt. Tarif- und Mindestlohnerhöhungen sowie die zunehmend schwierige Personalsuche sind die entscheidenden Ursachen. Für Hoteliers bedeutet dies, dass die steigenden Personalkosten die Margen spürbar belasten.
Inflation verschärft den Kostendruck
Parallel stieg der Verbraucherpreisindex (VPI) in den letzten zehn Jahren um knapp 27 % bzw. durchschnittlich 2,4 % pro Jahr. Vor allem die Jahre 2022/23 waren durch besonders hohe Steigerungsraten geprägt. Neben der Verteuerung von Wareneinkäufen belastete vor allem die massive Erhöhung der Energiepreise die Hotelbetriebe – auch wenn sich die Situation zuletzt etwas beruhigt hat.
Oft unterschätzt wird zudem der Einfluss der VPI-Entwicklung auf die zu zahlenden Hotelmieten. In der Regel enthalten Mietverträge Wertsicherungsklauseln, die die Miete an den VPI koppeln. Marktüblich sind Mietanpassungen in Höhe von 60 bis 80 % der VPI-Entwicklung, was sich zusätzlich negativ auf die Ertragskraft eines Hotels auswirkt.

Ausblick
Trotz steigender Umsätze und Zimmerpreise steht die Hotellerie vor erheblichen Herausforderungen: Der positive Trend bei der RevPar-Entwicklung dürfte sich zwar fortsetzen, jedoch weniger dynamisch als in den Jahren 2023 und 2024. Auf der Kostenseite spricht vieles dafür, dass der Druck bestehen bleibt, insbesondere bei den Personalkosten.
Die geplante Reduzierung der Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie könnte für Hotels mit starkem F&B-Geschäft zumindest eine gewisse Entlastung bringen. An den insgesamt anspruchsvollen Rahmenbedingungen – insbesondere für mittelständische Betriebe – ändert dies jedoch wenig. Entscheidend wird sein, auf verschiedenen Ebenen Strategien zu entwickeln, um die langfristige Rentabilität zu sichern.
Autoren: Frank Becker, Niels Falkenstein